Artikulation
Tonverbindung
Musikstücke erhalten durch die Art, wie die einzelnen Töne miteinander verbunden werden, ihren speziellen Charakter. Man kann Töne nahtlos aneinander reihen, was bedeutet, dass der nächste Ton unmittelbar dann erklingt, wenn der zuvor gespielte Ton verstummt. Es entsteht keine Klangpause. Oder man kann Pausen zwischen die einzelnen Töne setzen. Ausschlaggebend ist im zweiten Fall dabei, wie kurz oder wie lang die einzelnen Klangunterbrechungen sind. Bei kantablen Melodien verwendet man gerne das Spiel ohne Pausen, legato genannt, bei tänzerischen Stücken können die kleinen Pausen, die durch den kurzen Anschlag der einzelnen Töne entstehen, die hüpfende Bewegung ausdrücken.
Verbindungsarten
Von „extrem gebunden“ bis zu „sehr stark abgesetzt“ reicht die Bandbreite der Verbindungsarten, die verschiedene Zwischenstufen zulassen. Anstatt im nicht-gebundenen Spiel Pausen zwischen den einzelnen Tönen zu notieren, hat man sich Artikulationszeichen ausgedacht; die wichtigsten: legato (gebunden), tenuto (gehalten), portato (getragen), staccato (kurz, abgestoßen) werden in Abbildung 01 dargestellt.
Wie die verschiedenen Artikulationen ausgeführt werden, ist von Instrument zu Instrument verschieden, und nicht jede ist bei jedem durchführbar. Weiterhin sind Musikstil und Tempo Faktoren, die auch bei gleichen Artikulationsvorgaben unterschiedliche Ausführungen zulassen. Abbildung 02 zeigt Klaviernoten, in denen verschiedene Artikulationen vorkommen.
Verzierungen
Noten lassen sich abwandeln, indem man Ornamente oder Verzierungen verwendet. Anstatt das Umspielen der Note auszuschreiben, bedient man sich verschiedener Symbole, um den Notentext so komprimiert und übersichtlich wie möglich zu halten.
Verzierungsarten
Im Folgenden werden die verschiedenen Arten der Verzierung aufgezeigt, sowohl in der symbolischen Kurzschreibweise als auch in der Ausführung.
Kurzer Vorschlag
Eine kleine, am Hals durchgestrichene Note vor der Hauptnote kennzeichnet einen kurzen Vorschlag. Die Notenlänge der Vorschlagnote sagt nichts über deren Länge aus. Je nach Epoche, aber auch nach Interpret, können Vorschlagnoten unterschiedlich ausgeführt werden. Sie können auf der Zählzeit liegen und die folgende Hauptnote entsprechend verkürzen, können aber auch vor der Zählzeit liegen. Abbildung 03 zeigt eine Möglichkeit der Ausführung.
Langer Vorschlag
Lange Vorschlagnoten werden auch kleiner notiert, jedoch nicht durchgestrichen. Sie beginnen auf der Hauptzählzeit und verkürzen die Hauptnote um den entsprechenden Wert. Zwei oder mehr Vorschlagnoten bilden einen Doppelschlag (mit beliebigen Intervallen) oder Schleifer (bei stufenweiser Notenfolge). Beim sogenannten Nachschlag verkürzt sich die vorangehende Hauptnote. Abbildung 04 zeigen verschiedene Varianten langer Vorschläge.
Praller und Mordent
Der Praller fordert einen schnellen Wechsel der Hauptnote mit der oberen Nebennote. Dabei kann ein Versetzungszeichen über dem Praller-Symbol den Ton chromatisch verändern. Beim Mordent wechselt man zur unteren Nebennote. Abbildung 05 zeigt alle vier Varianten.
Der Doppelschlag
Ein Doppelschlag kann entweder auf einer Note oder zwischen zwei Hauptnoten notiert werden. Auf der Note notiert beginnt man mit der oberen Nebennote und geht über die Hauptnote zur unteren Nebennote, um dann zur Hauptnote zurückzukehren. Der Doppelschlag umspielt also die Hauptnote. Zwischen zwei Hauptnoten notiert erfolgt die Ausführung des Doppelschlags kurz vor der zweiten Hauptnote. Abbildung 06 zeigt beide Varianten eines Doppelschlags.
Der Triller
Ist ein Trillerzeichen notiert, so wird ein mehrfacher rascher Wechsel zwischen Haupt- und oberer Nebennote gefordert. Auch hier kann durch Hinzufügen eines Vorzeichens über dem Symbol die Nebennote chromatisch verändert werden. Die Ausführung eines Trillers kann unterschiedlich sein, je nach Epoche und Interpret. Er kann mit der oberen Nebennote, aber auch mit der Hauptnote beginnen, kann im gleichen Tempo fortlaufen oder auch verzögert gespielt werden; er kann auch mit einem Doppelschlag enden. Oft werden zusätzliche Vorschlagnoten notiert, um die genaue Ausführung des Trillers festzulegen. Bei einem Doppeltriller wird die Trillerbewegung gleichzeitig mit zwei Noten durchgeführt. Abbildung 07 zeigt Beispiele.
Dynamik
Lautstärkeangaben
Die Angaben der Lautstärke sind natürlich nur relativ und es werden keine Angaben in Dezibel bzw. Sone angegeben. Musikstil, Interpretation und Raumakustik spielen bei der absoluten Lautstärke eine wesentliche Rolle. Im Notentext angegebene Angaben jedoch sollen die relativen Unterschiede deutlich machen. Hier sind die wichtigsten Bezeichnungen und ihre Abkürzungen:
- pp = pianissimo (sehr leise)
- p = piano (leise)
- mf = mezzo forte (mittelstark)
- f = forte (laut)
- ff = fortissimo (sehr laut)
Allmähliche Übergänge
Eine sich von links nach rechts öffnende (sogenannte) Gabel oder die Angabe „crescendo“ (Abk. cresc.) bezeichnet eine allmähliche, wachsende Lautstärke. Das vertikal gespiegelte Symbol oder die Bezeichnung „decresceno“ (Abk. decres.) verlangt eine abnehmende Dynamik. Weitere Angaben (Beispiele) sind: „dim. = diminuendo“ (schwächer werdend), „morendo“ (absterbend) oder „smorzando“ (verlöschend). Soll ein einzelner Ton laut hervorgehoben werden, findet man oft das mathematische Zeichen für „größer“ oder sf für „sforzato“. fp für „fortepiano“ verlangt: laut, dann plötzlich leise. Es gibt unzählige weitere Bezeichnung, deren Aufführung hier den Rahmen sprengen würde.