Clara Schumanns Schülerinnen und Schüler

Clara Schumann unterrichtete zeitweise privat, verstärkt jedoch seit 1878 am Hoch’schen Konservatorium (Dr. Hoch’s Konservatorium) in Frankfurt am Main zahlreiche Schülerinnen und Schüler, von denen einige zu Ruhm gelangten. Hier sind die wichtigsten Pianistinnen und Pianisten.

Ilona Eibenschütz

(1873–1967) Das in Pest (damals Österreich-Ungarn) geborene Wunderkind studierte von 1886–1890 bei Clara Schumann und war eine bekannte Interpretin der Werke von Johannes Brahms, den sie persönlich kannte. Weitere Informationen finden Sie bei Wikipedia. Auf YouTube findet man einige Tonaufnahmen von ihr, u.a. eine aus dem Jahre 1952, wo sie persönlich über Clara Schumann und Johannes Brahms berichtet. Interessante Rückschlüsse auf Claras Unterricht könnten geschlossen werden, wenn man Frau Eibenschütz spielen hört, jedoch muss angemerkt werden, dass Frau Schumann sie wegen ihrer oft zu schnellen Tempi kritisiert hat. Hier finden Sie ein Foto der temperamentvollen und hübschen Pianistin: http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/manskopf/content/titleinfo/5478604

Emma Brandes

verheiratete Engelmann, geborene Vick (sie benutzte Brandes, den Mädchennamen ihrer Mutter, bis zu ihrer Verheiratung als Künstlernamen) lebte von 1853-1940. Zu ihr gibt es nur einen französischen Eintrag bei Wikipedia. Die Porträtsammlung Manskopf hält zwei Bilder von ihr bereit. Unterricht bei Clara Schumann erhielt sie ab 1870, die die junge Frau in ihrem Tagebuch vor allem wegen der Interpretationen von Robert Schumanns Klavierwerken lobte.

Fanny Davies

(1861–1934) wurde von 1883 bis 1885 von Clara Schumann unterrichtet und galt als die wohl begabteste ihrer Schülerinnen, unter anderem wohl auch deswegen, weil ihr Klavierspiel dem ihrer Lehrerin sehr ähnelte. Glücklicherweise gibt es neben Welte-Mignon-Rollen auch Schallplattenaufnahmen dieser Künstlerin, so dass man, hört man ihre Interpretationen, einen Eindruck gewinnen kann, wie wohl Clara selber gespielt haben mag. Hier spielt sie Robert Schumanns Klavierkonzert op. 54 in a-moll.

Carl Friedberg

lebte von 1872 bis 1955 und war Ende der 1880er Jahre Schüler von Clara Schumann. 1893 wurde er mit nur 21 Jahren sogar selbst Dozent am Hoch’schen Konservatorium, eine Tätigkeit, die er bis 1904 ausübte. Anschließend unterrichtete er bis 1914 an der Hochschule in Köln. Weitere Informationen zu seinem Leben und Wirken finden Sie bei Wikipedia. Auch von ihm gibt es einige Tonaufnahmen, hauptsächlich von Robert Schumann und Johannes Brahms, sowie einige Welt-Mignon-Rollen.

Nathalie Janotha

Die 1856 in Warschau geborene Polin lebte bis 1932 und war vor allem als Chopin-Interpretin bekannt. Sie studierte zusammen mit Clara Schumanns Tochter Eugenie an der Berliner Musikhochschule bei Ernst Rudorff und wurde ab 1871 auch von Clara unterrichtet. Außerdem erhielt sie Unterricht im Kontrapunkt bei Claras Halbbruder Woldemar Bargiel. Sie komponierte zahlreiche eigene Werke, die meisten für Klavier. Eine unvollständige Auflistung, sowie weitere Informationen über die Künstlerin, finden Sie hier.

Adelina de Lara

Ein weiteres „Wunderkind“ (erstes Konzert mit sechs Jahren), die ebenfalls ein sehr hohes Alter erreichte und von 1872 bis 1961 lebte. Sie war Engländerin (ihr  Geburtsname war Tilbury, de Lara der Mädchenname ihrer Mutter, den sie als Künstlername benutzte) und kam 1886 nach Frankfurt, um bei Clara Schumann zu studieren (1886 bis 1891). Diese zähle de Lara zu eine ihrer besten Schülerinnen.
Auf YouTube findet man einige Aufnahmen der Künstlerin. Das erste Stück aus Robert Schumanns Kinderszenen op.15 beispielsweise spielt sie meiner Meinung nach aber viel zu schnell. Sie konzertierte bis ins hohe Alter und schrieb einige eigene Kompositionen, darunter zwei Klavierkonzerte. Interessant ist ein Interview mit ihr, in dem sie über den Unterricht bei Clara Schumann berichtet.
Die mit Clara befreundeten Musiker Joseph Joachim und Johannes Brahms zählten zu ihrem Bekanntenkreis, letzterer half ihr bei der Erarbeitung seiner Kompositionen, so dass de Laras Tonaufnahmen zusätzlich Rückschlüsse über die Interpretation von Brahms Werken zulassen können. Die Künstlerin war überaus vielseitig, neben ihrer langjährigen Konzerttätigkeit (bis 1954) unterrichtete und komponierte sie, schrieb Radiosendungen und organisierte Konzerte. 

Nanette Falk-Auerbach

(geborene Falk) lebte von 1835 bis 1928 und war eine der wenigen Schülerinnen aus Claras Dresdener Zeit (ab 1847). Sie konzertierte nahezu lebenslang, zunächst in Deutschland, später auch in den USA, wohin sie wegen ihrer Vermählung mit dem amerikanischen Antiquar Joseph Auerbach zog. Die Pianistin starb in Danzig, dem Geburtsort ihres Mannes.

Louise Adolpha Le Beau

wurde von ihren Zeitgenossen immer gerne mit Clara Schumann verglichen, weil sie neben ihrer Tätigkeit als Pianistin (sie war als Beethoven-Interpretin beliebt) auch eigene Werke komponierte. 1873 hatte sie Unterricht bei Clara, dies aber nur wenige Monate, da ihre Lehrerin sie wahrscheinlich als Konkurrentin betrachtete und beide Künstlerinnen menschlich nicht miteinander auskamen. Le Beau wurde 1850 in Rastatt geboren und starb 1927 in Baden-Baden, dem Lieblingswohnsitz Clara Schumanns während ihrer Sommerfrische. Ihr Talent erbte sie sicherlich von ihrem Vater, der selber Musiker war und auch komponierte. Mehr über die Künstlerin erfahren Sie u.a. bei Wikipedia.

Marie von Lindeman

war, wie auch Emilie Steffens (siehe folgende Künstlerin), mit der Familie Schumann eng befreundet. Die 1818 in Dresden geborene wurde 1848 Claras Schülerin und wollte dem Ehepaar nach der Übersiedlung nach Düsseldorf sogar folgen, blieb jedoch, nachdem ihr Clara davon abgeraten hatte, in Dresden. Von Lindemann erblindete leider in den 1850er Jahren, so dass sie ihre öffentlichen musikalischen Tätigkeiten aufgeben musste. Statt dessen aber avancierte sie zu einer erfolgreichen Schriftstellerin, welche auch eine Abhandlung über Clara und Robert Schumann schrieb.
Claras Briefe an die Dresdener Freundin wurden in dem Büchlein „Alltag und Künstlertum: Clara Schumann und ihre Dresdner Freundinnen Marie von Lindeman und Emilie Steffens“ von Renate Brunner herausgegeben. Marie von Lindeman starb im Jahre 1903.

Emilie Steffen

zählt neben Marie von Lindeman ebenfalls zu den Persönlichkeiten, die, vor allem während ihrer Dresdener Zeit, eng mit der Familie Schumann befreundet waren. Im oben erwähnten Buch ist auch ihr Briefwechsel, der nach ihrer Verheiratung mit einem Herrn Carl Heinrich Heydenreich (evangelisch-lutherischer Pfarrer) leider abbrach, mit Clara enthalten.
Emilie Steffens lebte von 1830 bis 1910. Sie trat gemeinsam mit Clara Schumann und der berühmten Sängerin Wilhelmine Schröder-Devrient, als auch mit dem Geiger Joseph Joachim in Konzerten auf. Auch ihre Konzerttätigkeit kam nach Ihrer Verheiratung augenscheinlich zum Erliegen.

Martha von Sabinin

lebte von 1831 bis 1892 und erhielt im Frühsommer 1851 Klavierunterricht bei Clara Schumann, später, in den Jahren 1853 bis 1860 auch von Franz Liszt, zu dem sie eine enge Beziehung hatte, denn er besprach mit ihr sowohl seine eigenen, als auch die Kompositionen seiner Schülerin. Als von Sabinin an den russischen Zarenhof berufen wurde (sie unterrichtete die Prinzessin Maria Alexandrowna), kam ihre Konzerttätigkeit zum Erliegen.

Mathilde Verne

wurde als Mathilde Wurm geboren und lebte von 1865 bis 1936.  Weil sie in England lebte und ihr Nachname für Engländer schwer auszusprechen war, änderte sie ihren Nachnamen in Verne. Sie studierte zusammen mit Fanny Davies bei Clara Schumann, und zwar in den 1880er Jahren. Zwar gab die Künstlerin auch Konzerte (Konzertreisen führten sie unter anderem in die USA), Ihre Haupttätigkeit aber beschränkte sich auf das Unterrichten. So gab sie, von Clara dazu ermutigt und beauftragt, sogar deren Enkelin Julie Schumann Klavierunterricht.
Zusammen mit ihrer Schwester Alice Verne gründete sie die „Mathilde Verne School of Pianoforte Playing“, welche später den Namen „College of Music“trug. Interessant ist in dem Zusammenhang sicherlich, dass sie unter anderem auch die Mutter der späteren englischen Elisabeth II (Queen Mum) unterrichtete.
Einer musikalischen Familie angehörend (ihre Eltern waren in Musikerberufen tätig), gab sie ihre Musikalität auch an ihre vier Kinder weiter. Im Internet findet man zahlreiches Material zu der Klavierpädagogin, so zum Beispiel Details zum Leben und Wirken bei MUGI.

Franklin Taylor

Der Pianist lebte von 1843 bis 1919 und war ein glühender Verehrer der Kunst Clara Schumanns, bei der er 1863 in Paris einige Stunden nahm. Er war ab 1882 der Hauptlehrer am Londoner Royal College of Music, wo viele bekannte Musiker, wie Gustav Holst, Leopold Stokowski, Benjamin Britten und David Helfgott studierten, und schrieb später einen Artikel über Clara Schumanns Klavierspiel und ihre Kompositionen.

Mary Wurm

war die älteste Schwester der Pianistin Mathilde Verne. Als sie eine andere Schülerin von Clara Schumann, Nathalie Janotha (siehe oben), spielen hörte, bemühte sie sich um einen Studienplatz bei Clara, den sie nach anfänglichem Zögern der Lehrerin dann auch bekam (1880-1882). Weiteren Unterricht erhielt sie von Engelbert Humperdinck, Joachim Raff und Carl Reinecke. Neben zahlreichen anderen Werken komponierte Wurm auch viele Stücke für Klavier, unter anderem ein Klavierkonzert in h-moll.

Leonard Borwick

war ein englischer Konzertpianist, der von 1868 bis 1925 lebte und wegen seiner Interpretationen von Werken Robert Schumanns und Johannes Brahms‘ gefeiert wurde. Er studiert unter anderem Klavier bei Clara Schumann in Frankfurt, spielte aber auch Violine und Viola. Konzerte gab er unter anderem mit berühmten Künstlern wie Edward Elgar und Joseph Joachim.