Hilfsmittel
Der Quintenzirkel ist ein Hilfsmittel, das uns anschaulich alle Tonarten anzeigt, die wir üblicherweise verwenden. Wie der Name schon sagt, handelt es sich um einen mit dem Zirkel geschlagenen Kreis, der wie bei einer Uhr im 5-Minuten-Abstand, zwölf Einteilungen hat. Statt Zahlen lesen wir dort die Tonarten ab. Ganz oben, also bei 12 Uhr (um beim Vergleich zu bleiben) steht das C für C-Dur. Im Uhrzeigersinn, also nach rechts, folgt nun Schritt für Schritt die nächste Tonart, indem wir immer eine reine Quinte weiter gehen.
Es gibt zahlreiche Merksprüche, mit dem man sich die einzelnen Tonarten in ihrer Reihenfolge merken kann (wie z.B.: Geh Du Alter Esel Hole Fische), wer aber eine Klaviatur vor sich hat, braucht dieses Hilfsmittel nicht. (Hier sehen wir wieder den großen Vorteil eines Klaviers oder anderen Tasteninstruments, welches auch deshalb leicht zu erlernen ist, weil es durch die Anordnung der Tasten musikalische Zusammenhänge sehr gut veranschaulichen kann.)
Reine Quinten
Eine reine Quinte besteht aus sieben Halbtonschritten, bei C beginnend gehen wir also sieben Schritte weiter nach oben, indem wir die folgenden schwarzen und weißen Tasten anschlagen (cis-d-dis-e-f-fis-g) und landen beim G. Dies ist unsere nächste Tonart auf unserer Uhr und hat ein Kreuz als Vorzeichen.
Mit dem G beginnend bestimmen wir nun unsere nächste Tonart in gleicher Weise: Wir schreiten Taste für Taste sieben Schritte nach oben (gis-a-ais-h-c-cis-d) und landen beim D. D-Dur hat zwei Kreuze als Vorzeichen. Wenn wir dies nun noch zehnmal so durchführen, haben wir alle Tonarten bestimmt und kehren wieder zu unserem Ausgangspunkt zurück, nämlich zum C.
(Achtung! Noch eine Anmerkung zu den „reinen Quinten“: Beim Abschreiten des Quintenzirkels nach rechts mit Hilfe unserer Klaviatur landen wir zunächst immer wieder auf weißen Tasten, so dass sich schnell ein beliebter Fehler einschleicht. Haben wir das H erreicht, möchte die Hand sich vielleicht beim nächsten Schritt gerne beim F niederlassen. Befolgen wir aber die Regel, dass eine reine Quinte aus sieben (und nicht aus sechs) Halbtonschritten besteht, so landen wir nicht beim F, sondern beim Fis.)
Enharmonischen Verwechslung
Genauer gesagt landen wir am Ende nicht bei C-Dur, sondern bei His-Dur, eine Tonart mit 12 Kreuzen. Dies kann natürlich kein Mensch mehr lesen und wird Schwierigkeiten beim Spielen bekommen. Um diese große Anzahl von Kreuzen zu vermeiden, bedient man sich eines Tricks: Schreiten wir nämlich von C-Dur entgegen des Uhrzeigersinns in reinen Quinten nach links, so können wir auf gleiche Weise unsere Tonarten-Runde drehen, mit dem Unterschied, das die nächstfolgende Tonart ein b als Vorzeichen hat. Also bei C beginnend nach links auf unserer Klaviatur sieben Schritte weiter (h-b-a-as-g-ges-f) landen wir bei F-Dur. F-Dur hat ein b als Vorzeichen. Würden wir diese Prozedur nun auch weitere 11 mal fortführen, gelangten wir zwar auch wieder zum Ausgangspunkt, diese Tonart (Deses-Dur) hätte aber auch wieder fürchterlich viele Bs als Vorzeichen, nämlich auch derer 12, was genauso unleserlich und verwirrend ist. Der Trick besteht nun darin, dass wir bei der Hälfte der Strecke (also bei 6 Uhr auf unserer Uhr) ganz einfach die Art der Vorzeichen wechseln, denn Fis-Dur mit sechs Kreuzen entspricht, jedenfalls bei unserem gleichschwebend temperiert gestimmten Klavier, der Tonart Ges-Dur mit sechs Bs. Fis und Ges sind ein und dieselbe Taste. Man spricht bei diesem Wechsel auch von der „enharmonischen Verwechslung“ oder „enharmonischen Umdeutung“. Was das Notenlesen anbelangt haben wir es auf diese Weise mit nur maximal sechs Kreuzen oder sechs Bs zu tun. Und das können wir gerade noch bewältigen.
Tipps
Um zu ermitteln, welches Vorzeichen beim Durchschreiten des Quintenzirkels stets neu hinzu kommt, muss man sich nur in Erinnerung rufen, dass der Schritt vom siebten zum achten Ton immer ein Halbtonschritt ist. Bei G-Dur wird also aus dem „f“ ein „fis“, damit dies gewährleistet ist. Die nächste Tonart D-Dur übernimmt dieses Vorzeichen. Hinzu kommt wieder eine Erhöhung des siebten Tons (in dem Fall wird aus „c“ ein „cis“). Leicht zu merken ist, dass man beim Erreichen einer neuen Tonart immer den vorletzten Ton erhöht.
Beim Weg in die andere Richtung, also entgegen dem Uhrzeigersinn, ist es nicht ganz so einfach. Aber auch hier kann man eine Regel festlegen. Schreiten wir von C-Dur eine reine Quint abwärts, erreichen wir F-Dur, welche ein b als Vorzeichen hat. Und zwar wurde das „h“ erniedrigt, der Ton, welcher genau ein Halbton unter C-Dur, der vorigen Tonleiter liegt. Eine weitere reine Quinte abwärts bringt uns zu B-Dur, also genau dorthin, wo zuvor ein Vorzeichen hinzugefügt wurde. B-Dur erhält zusätzlich ein „es“, also ein erniedrigtes „e“. Dieses „e“ liegt wieder ein Halbton unter dem Grundton der vorigen Tonleiter. Man muss sich beim Durchschreiten des Quintenzirkels nach links also nur drei Dinge merken:
1. die neue Tonart liegt eine reine Quint (=sieben Halbtonschritte) tiefer
2. das neue Vorzeichen (ein b) bekommt der Ton, der einen Halbton unter dem Anfangston der vorigen Tonleiter liegt.
3. die nächst folgende Tonleiter beginnt mit dem Ton, der zuvor durch Erniedrigung mit einem neuen Vorzeichen entstanden ist.
Beispiel:
von C-Dur zu F-Dur und weiter:
1a. sieben Halbtonschritte unter „c“ liegt das „f“
2a. einen Halbtonschritt unter „c“ liegt das „h“, welches das neue Vorzeichen (ein b) bekommt.
3a. die nächste Tonart (jetzt braucht man keine Halbtonschritte mehr zählen, Schritt 1 kann entfallen) ist B-Dur
2b. einen Halbtonschritt unter „f“ liegt das „e“, welches das neue Vorzeichen (ein b) bekommt und zu „es“ wird.
3b. die nächste Tonart ist Es-Dur
2c. einen Halbtonschritt unter „b“ liegt das „a“, welches das neue Vorzeichen (ein b) bekommt und zu „as“ wird.
3c. die nächste Tonart ist As-Dur
u.s.w.