Tasten und Beläge
Die Tasten unseres Klaviers oder Flügels bestehen aus Holz und können mit den unterschiedlichsten Materialien belegt sein. Auch der Tastenbelag war in den Anfangszeiten des Klavierbaus aus Holz, wurde später aber wegen der starken Abnutzung durch den Spieler durch widerstandsfähigere Materialien ersetzt. Ein Elfenbeinbelag war früher Standard, im 20. Jahrhundert kamen unterschiedlichste Kunststoffbeläge hinzu, wie z. B. aus Milcheiweiß hergestelltes Galalith oder Elfenit oder später moderne Beläge aus widerstandsfähigerem Kunststoff. Im Gegensatz zu unseren heutigen Belägen haben sowohl Elfenbein als auch Galalith die negative Eigenschaft zu vergilben.
Es war früher gängig, die Tasten bei Nichtgebrauch mit einer Filzabdeckung zu schützen, was den Vergilbungsprozess nur noch förderte, weil nicht genügend Licht an sie heran kam. Bei älteren Klavieren ist also von einer solchen Abdeckung abzuraten, damit die Tasten ihre ursprüngliche Farbe behalten. Moderne Beläge vergilben nicht. Galalith oder Elfenit neigten außerdem zur Rissbildung, was man bei heutigen Kunststoffen ebenfalls ausschließen kann.
Elfenbeintasten erkennen Sie zum einen an ihrer Maserung, zum anderen ist der Belag der Taste in den meisten Fällen zweigeteilt (Vorder- und Hinterplättchen), da ansonsten bei der Herstellung zu viel Verschnitt des wertvollen Materials entstehen würde.
Die Halbtöne (schwarzen Tasten) bestanden früher aus Ebenholz, wurden später aber auch durch Kunststoff ersetzt.
Die Führung der Tasten
Jede Klaviertaste wird sowohl in der Mitte (am sogenannten Waagebalken) als auch vorne durch Metallstifte in ihrer Position gehalten. Damit beim Betätigen der Taste kein unschönes Geräusch entsteht, sind die Berührungspunkte mit speziellem, abriebresistentem, mehrfachgewebtem Filz, manchmal auch mit weichem Leder ausgeschlagen (Tastenfütterung oder Tastengarnierung genannt).
Trotz des bei guten Klavieren verwendeten hochwertigen Materials verschleißen die Garnierungen im Laufe der Zeit (vor allem bei starker Schränkung der Klaviatur und häufigem Gebrauch des Instruments) und müssen dann ausgetauscht werden. Zwischen Taste und Metallstift darf nur ein Hauch Spiel sein, um die Taste in ihrer korrekten Position zu halten. Bei neuen Klavieren ist das Spiel manchmal so gering, dass es (vor allem bei hoher Luftfeuchtigkeit) geschehen kann, dass die Taste hakt oder gar hängen bleibt. Dies ist kein Mangel, sondern lediglich der positiven Tatsache geschuldet, dass der Filz noch nicht verschlissen, und das Spiel zwischen Fütterung und Klaviaturstift gering ist. In leichten Fällen kann der Kunde sich selber helfen, indem er die Taste niederdrückt und mehrmals kräftig nach rechts und links bewegt, um so wieder mehr Luft zu schaffen. Bei starkem Klemmen muss der Klavierbauer die Taste ausbauen und mit einer Spezialzange nachhelfen.
Filze unter den Tasten
Wo die Klaviertaste in der Mitte aufliegt, wird sie ebenfalls mit einem sogenannten Waagebalkenfilz abgefedert, um Klappergeräusche zu vermeiden.
Unter dem vorderen Ende der Taste befindet sich ebenfalls ein Filz, der beim Niederdrücken für ein sanftes Auftreffen sorgt. Diese Filze unterliegen weniger dem Verschleiß, sind aber eine gerngesehene Mahlzeit für Motten, und müssen dann ebenfalls ausgetauscht werden. Unter diesen Klaviaturrahmenfilzen befinden sich Papier- oder Pappscheiben in unterschiedlichen Stärken, die zur gleichmäßigen Regulierung der Tastenhöhe und des sogenannten Tastentiefgangs verwendet werden. Beim Quetschen der Filze im Laufe der Zeit entsteht also hier ein Regulierungsbedarf, damit die Klaviatur wieder in allen Teilen gleichmäßig funktioniert. Es reicht also bei einer Überholung der Tastatur nicht, nur die Filze zu ersetzen, eine Neuregulierung ist dann ebenfalls erforderlich.
Möglichkeiten der Reparatur
Bei der Überholung der Klaviatur kommt es also auf den Zustand aller oben genannten Komponenten an. Einzelne Elfenbeinplättchen können ersetzt werden, wobei es immer schwierig ist, ein geeignetes Plättchen mit gleicher Farbe und Maserung zu finden.
Vergilbte Tastenbeläge kann man schleifen und bleichen, wobei natürlich Material verloren geht. Bei zu starker Beschädigung der Beläge empfiehlt sich eine komplette Neubelegung.
Bei gut erhaltenen und nicht beschädigten Klaviaturen ist eine optische Auffrischung durch Polieren an der Scheibe von Zeit zu Zeit angebracht, da man ein optimales Ergebnis nicht durch bloßes Abledern erreichen kann, zumal sich beim Klavierspiel Kratzer durch die Fingernägel auf der Oberfläche bilden, die wir beim Polieren wieder entfernen können. Die schwarzen Tasten können mit sehr feiner Stahlwolle gereinigt, die abgeriebenen Seiten im unteren Bereich wieder geschwärzt werden.
Verschlissene Tastengarnierungen sollten ausgetauscht werden. Eine Unart ist es, die Klaviaturstifte zu drehen, um so das Spiel zu verringern, da infolge dessen der Abrieb nur noch verstärkt wird. Solche Methoden kommen bei uns nicht zum Einsatz.
Nach der Reparatur oder Neubelegung der Klaviatur müssen die Überstände beigeschliffen und die Beläge an der Polierscheibe glatt poliert werden. Ebenfalls für eine optische Auffrischung sorgt bei uns das Säubern der Klaviaturhölzer, sowohl an den dem Handschweiß ausgesetzten Seiten als auch im Bereich oben hinter dem Belag, den man beim geschlossenen Klaviergehäuse später zwar nicht sieht, der aus ästhetischen Gründen aber, und wenn man wie wir schon aus Gründen der Berufsehre sorgfältig arbeitet, gereinigt werden sollte. Nach Einbau der überholten Klaviatur muss diese wieder durch Regulierung an verschiedenen Stellen (Stoßzungenluft, gleichmäßige Höhe und Tiefgang der Tasten) genau auf Klavier und Mechanik eingestellt werden.
unser Video zeigt die Erneuerung eines Klaviaturbelags
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