Gleichmäßiger Anschlag

Ein Klavier oder Flügel besteht aus tausenden Einzelteilen, die in ihrem Zusammenspiel genau aufeinander abgestimmt werden müssen, damit das Instrument einwandfrei funktioniert. Die Mechanik eines solchen Instruments ist ein Meisterwerk der Feinmechanik.

Mechanikmodell

Mechanikmodell von Stefan Lang

Für ein ungetrübtes Spielvergnügen (und vor allem für Anfänger!) ist es sehr wichtig, dass jede Taste gleich anspricht, um ein gleichmäßiges Spielgefühl zu haben. Man sollte sich beim Spielen auf die Technik verlassen können, um sich ganz dem musikalischen Aspekt widmen zu können.

Aufgrund von ungünstigen Umwelteinflüssen, vor allem aber auch durch den musikalischen Gebrauch des Instruments verändert sich im Laufe der Zeit die Einregulierung, weil Filze gequetscht, Federn gedehnt und andere Teile ständig beansprucht werden. Dies geschieht zudem nicht gleichermaßen bei jedem Ton, denn bedingt durch die gespielte Klavierliteratur ist es normal, dass z. B. die Töne C und  G, bei romantischer Musik eines Chopin vielleicht die schwarzen Tasten, am häufigsten angeschlagen werden und sich somit in ihrer Regulierung am stärksten verändern.

Eine Regulierung der Stoßzungenluft (die direkte Verbindung zwischen Taste und Mechanik) führen wir bei jeder Klavierstimmung kostenlos durch. Sofern dies regelmäßig geschieht, hält sich der Arbeitsaufwand dabei in Grenzen.

Stoßzungenluft

Regulierung der Stoßzungenluft

Bei großen Unregelmäßigkeiten in der Einregulierung von Mechanik und Klaviatur ist der Zeitaufwand bedeutend größer, da an unzähligen Punkten die exakten Positionen neu eingestellt werden müssen. Es lohnt sich also, die Regulierung beim jährlichen Stimmen im Auge zu behalten. Wir machen Sie auf etwaige Defizite aufmerksam und besprechen mit Ihnen, was zu tun ist.

Grundlage einer jeden Regulierung der Mechanik ist eine Gleichmäßigkeit der Tastenhöhe und der Abstand der Hämmer zur Seite. Im folgenden Schritt wird die sogenannte “Stoßzungenluft” reguliert, was bedeutet, dass der Hammer sich bei Betätigen der Taste sofort bewegt, ohne dass man erst mal ins Leere schlägt. Die Verbindung zwischen Taste und Mechanik wird mit einem Filz gedämpft. Da sich der Filz im Laufe der Zeit eindrückt, und das nicht, wie oben beschrieben, bei jedem Ton gleichmäßig, muss an dieser Stelle regelmäßig nachreguliert werden.

Ebenfalls aufgrund von Quetschen und Abrieb eines geräuschdämpfenden Filzes (Auslösepuppenfilz) verändert sich der sogenannte Auslösepunkt; der Punkt, an dem der Hammer die angeschlagene Saite wieder verlässt und zum Klingen frei gibt. Der Auslösepunkt liegt nur wenige Millimeter vor der Saite und muss exakt eingestellt werden. Ist dies nicht der Fall trommelt der Hammer oder geht press gegen die Saite, und hindert sie in ihrem Schwingungsvorgang.

Ausloesung

Regulierung der Auslösung

Es folgt die Regulierung des Tastentiefgangs zusammen mit dem Fang des Hammers (er wird nach dem Anschlagen aufgefangen und darf möglichst nicht nachfedern).

Geradelegen

Tastenregulierung

Weitere Regulierungspunkte befinden sich an der Dämpfung. Die Dämpfer müssen bei jedem Ton gleich abheben und die Saite zum Schwingen frei geben. Bei Betätigung des rechten Pedals sollten ebenfalls alle Dämpfer gleichzeitig von den Saiten abheben.

Dies sind die wichtigsten Regulierarbeiten, denen eine gleichmäßige Positionierung von Dämpfern und Hämmern innerhalb der Mechanik und des Klaviers voraus gehen. Bei relativ jungen Instrumenten ist das Nachjustieren von Zeit zu Zeit schnell durchgeführt, bei häufig gespielten und stark abgenutzten älteren Instrumenten oder beim Neuaufbau einer Mechanik nach einer Generalüberholung sind die Arbeiten entsprechend aufwendiger und müssen mehrmals wiederholt werden, bis sich alles in einem stabilen Zustand befindet.

Für einen gelernten Klavierbauer sind diese Arbeiten Routine. Vermeiden Sie es also lieber, diese selbst auszuführen, da bei nicht fachgerechter Durchführung der Arbeits- und Zeitaufwand später umso größer wird. Wenden Sie sich stets an den Fachmann!