Johannes Brahms in Baden-Baden

Johannes Brahms lebte zeitlebens anspruchslos und bescheiden, gönnte sich aber den Luxus, die Sommermonate in einer schönen Umgebung zu verbringen, um, von der schönen Landschaft inspiriert, in Ruhe komponieren zu können. Aber auch die Nähe zu guten Freunden war ihm wichtig. So folgte er Clara Schumann nach Baden-Baden. Die Pianistin hatte sich dort im Jahre 1862 ein kleines Haus gekauft, um sich von den zahlreichen Konzertreisen zu erholen und um ihre Familie an einem zentralen Ort, wenigstens wenige Wochen im Jahr, zusammenzubringen (siehe „Clara Schumann in Baden-Baden„).

Claras Schumanns Haus in Baden-Baden Lichtental

Im Gegensatz zu Clara erwarb Brahms kein Haus, sondern stieg in Hotels ab, mietete aber dann eine Wohnung für die Zeit seines Aufenthalts. Das Haus, in welchem er mit Unterbrechungen von 1865 bis 1874 seine Sommerzeit verbrachte, existiert noch heute und beherbergt ein kleines Brahms-Museum. Die damalige Adresse lautete Lichtental 136, heute Maximilianstraße 85.

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Es ist gleichzeitig Sitz der Brahmsgesellschaft Baden-Baden e. V., welche 1966 gegründet wurde, um das damals sehr desolate, aber historisch wertvolle Gebäude vor dem Abriss zu bewahren. Sie kaufte das Haus und ließ es gründlich renovieren.

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Neben den ehemaligen Wohnräumen des Komponisten in der ersten Etage, die mit zeitgenössischen Möbeln liebevoll eingerichtet wurden, befindet sich im Erdgeschoss ein sogenanntes „Gästestudio„, welches nach Anmeldung und einem Auswahlverfahren Komponisten, Musikwissenschaftlern, Interpreten und Studenten, die eine enge Beziehung zu Brahms nachweisen können, für jeweils drei Wochen kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Man will hiermit im Sinne von Johannes Brahms handeln, der stets jungen Nachwuchskünstlern sehr aufgeschlossen und hilfsbereit gegenüberstand.

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Viele bekannte Werke entstanden in diesen Räumen oder wurde hier vollendet. Zu ihnen zählen: das „Deutsche Requiem“, die „Alt-Rhapsodie“, die ersten beiden Sinfonien, das Streichsextett op. 36, das Horn-Trio op.40 und vieles mehr.

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Die reizende Lage Baden-Badens war genau das Richtige für Johannes Brahms, der die Natur liebte und ein begeisterter, unter seinen Freunden gar berüchtigter, Wanderer war, denn kaum einer war in der Lage, seinen raschen Schritten zu folgen. Sehr früh zog es ihn hinaus in die Wälder der Umgebung. Meist schon um fünf Uhr des Morgens machte er sich, nachdem er sich einen starken Kaffee gebrüht hatte, auf und begab sich auf Entdeckungsreise. Und hier holte er sich die Ideen für seine Kompositionen. Es gibt Berichte von Zeitgenossen, denen Brahms auf seinem Rückweg begegnete, und der, völlig geistesabwesend und in seiner Musik vertieft, ihnen keine Beachtung schenkend vorüber lief.

Ein Ziel seiner Wanderungen waren die Geroldsauer Wasserfälle. Noch heute ein beliebtes Ausflugsziel.

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Mit Clara Schumann besuchte er oft die Yburg, welche, hoch gelegen, einen wunderschönen Blick über Baden-Baden und die weitere Umgebung liefert.

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Wenn Brahms nicht gerade bei Clara Schumann zu Gast war und mit ihr und den Kindern an der Tafel Platz nahm, so gastierte er oft, auch mit Freunden, im Gasthof Goldener Löwe. Eine Erinnerungstafel erinnert noch heute an den berühmten Gast.

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Ob er wirklich, wie der Wirt mir vermittelte, stets in dieser Ecke seine Mahlzeit einzunehmen pflegte, sei bezweifelt, denn seiner Natur gemäß hielt er sich sicherlich lieber im Garten des Gasthauses auf. Dennoch wollte ich hier unbedingt einmal Platz nehmen.

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Eine interessante Episode der Baden-Badener Aufenthalte stellt die Hochzeit von Claras Tochter Julie dar. Den Überlieferungen nach, schien Johannes Brahms in die junge Frau verliebt gewesen zu sein, und war ein wenig schockiert, als sie 1869 den Grafen Vittorio Amadeo Radicati di Marmorito in der St. Bonifatius-Kirche heiratete. Dennoch fungierte er neben Ferdinand Schumann und Graf Philipp Gautier als Trauzeuge.

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Wir erhielten Einblick in die Eintragungen des Kirchenbuchs. Mir erscheint die Vorstellung, Brahms habe, weil er etwas mürrisch auf die bevorstehende Hochzeit reagiert hatte, sehr undeutlich gesprochen, denn in den Akten ist er mit „Komponist Schramms“ vermerkt.

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PS: Wir danken ganz herzlich der Geschäftsleitung, die uns ausnahmsweise erlaubte, in den Räumen des Brahmshauses zu fotografieren und Filmaufnahmen zu machen. Bitte unterstützen Sie die Brahmsgesellschaft Baden-Baden e. V., damit sie ihre hervorragende Arbeit auch weiterhin fortsetzen kann. Hier ist der link.