Klavier- und Flügelmechanik

Die Hammermechanik eines Klaviers und eines Flügels ist eine komplizierte Hebelkonstruktion, die dafür sorgt, dass die Hämmer gegen die Klaviersaiten geschleudert werden. Sie hat sich aus ihren Anfängen zu Beginn des 18. Jahrhunderts im Laufe der Zeit immer wieder verbessert, ist aber im Grunde seit mehr als hundert Jahren ausgereift und bis heute unverändert. Sie ist ein Meisterwerk der Feinmechanik. Die ganzen Merkmale und Besonderheiten der Konstruktion hier zu beschreiben würde den Rahmen sprengen. Die Mechanikteile bestehen im Wesentlichen aus Holz, Filz, Leder und Eisen. Durch ihre ständige Bewegung, die die einzelnen Hebel beim Spielen des Instruments ausüben, und durch das Auftreffen des Hammers auf die Klaviersaite ist die Mechanik einem natürlichen Verschleiß erlegen. Feuchtigkeit, Trockenheit oder Mottenfraß können ebenfalls dazu führen, dass der Mechanismus im Laufe der Zeit seine präzise Funktionsweise verliert.

Die Befilzung des Hammers

Der Klavierhammer selber besteht aus einem mit Wollfilz überzogenen Hammerkern aus Holz. Dieser gerade Filz wird mit enormem Druck um den Kern gepresst. So entstehen verschiedene Bereiche innerhalb der Befilzung mit unterschiedlichen Druckverhältnissen. Durch das Anschlagen des Hammers auf die Saite wird der Filz gepresst und eingekerbt und erliegt so im Laufe der Zeit auch dem Verschleiß.

eingespielter_Hammer

eingespielter Hammer

Sind die Filze leicht eingespielt, kann man sie durch Abziehen einer oder mehrerer Schichten mit einer Glaspapierfeile wieder glätten, bei starker Abnutzung werden sie komplett erneuert.

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Abziehen der Hämmer

Der Klangreinheit und Klangschönheit wegen sollte eine Überholung der Hammerfilze in regelmäßigen Abständen erfolgen.

Bewegliche Mechanikteile

Alle Hebel innerhalb der Klaviermechanik sind durch in Filz gelagerte und bewegliche Metallachsen mit den festen Bestandteilen der Mechanik verbunden.

Austausch_Hammerachse

Austausch der Hammerachse

lahmende_Haemmer

lahmende Hämmer

Im Laufe der Zeit verschleißt der Filz durch die Bewegung und ständige Reibung der Achse, was ein unerwünschtes Kippen und Wackeln der einzelnen Teile zur Folge hat.  Der Hammer beispielsweise trifft nicht mehr direkt auf die Saite, sondern “schlenkert” gewissermaßen seinem Ziel entgegen, was zu einem unsauberen Klang, in Extremfällen zum Nicht-Treffen der Saite führt. Durch den Austausch der vorhandenen Achsen durch eine dickere  erhält man wieder einen festen Sitz. Bei hoher Luftfeuchtigkeit kann im Gegensatz dazu der Filz aufquellen und die Achse sitzt zu fest in ihrer Führung, so dass der Hammer lahmt oder sich im schlimmsten Fall gar nicht mehr bewegt. Eine träge und schlechte Spielart oder gar der Totalausfall sind die Folge. In unserer Werkstatt werden (auch vorbeugend) stets alle Hammerachsen erneuert, eine Arbeit die viel Feingefühl erfordert, da die Achse schließlich weder zu fest noch zu locker sitzen muss.

Andere Bestandteile

Dämpferfilze, die dafür sorgen, dass der Ton nach dem Loslassen der Taste wieder abgedämpft wird, verschleißen mit der Zeit, werden hart oder erliegen dem Mottenfraß. In den Fällen ist ein Austausch erforderlich.

neue_Daempferfilze

neue Dämpferfilze

Das Leder der Bändchen wird im Laufe der Jahrzehnte hart und brüchig und muss durch neue ersetzt werden. Im Normalfall ersetzen wir das komplette Bändchen samt Leder.

Baendchen-alt-und-neu

alte und neue Bändchen


Die Abhebestange, die dafür sorgt, dass die Dämpfer beim Betätigen des rechten Pedals abheben, reibt ständig an den Filzen der Dämpfertangenten. Sind die Filze verschlissen, müssen sie erneuert werden. Entstehen Quietschgeräuche durch die Berührung von Abhebestange und Tangentenfilz, ist ein Fetten der Stange erforderlich.

Abhebestange

alte Abhebestange mit Scharnier

Überholung der Mechanik

Alle oben angeführten Teile und ihre Funktion einer Klavier- oder Flügelmechanik beschreiben nur einen kleinen Teil eines hochkomplizierten Mechanismus. Eine Überholung der Mechanik von Zeit zu Zeit sollte eingeplant werden, damit Ihrem Spielvergnügen nichts im Wege steht. Es gibt nichts Schlimmeres für einen Klavierspieler, wenn Töne ausfallen oder ungewollte Nebengeräusche das Spiel- und Klangerlebnis trüben. Sei es die Überarbeitung einer noch jungen Mechanik durch Abziehen der Hämmer, Austausch der Achsen und Regulierung, oder die Generalreparatur einer sehr beanspruchten älteren Mechanik mit Austausch sämtlicher Verschleißteile:

Wir beraten Sie gerne und zeigen Ihnen detailliert, was auszubessern ist.

Für diese Reparaturarbeiten an Mechanik (und Klaviatur) muss das Klavier nicht in unsere Werkstatt transportiert werden. Die Mechanik lässt sich ausbauen, in unserer Werkstatt überholen und im Anschluss bei Ihnen zu Hause wieder einbauen und regulieren.

Zur Regulierung der Mechanik haben wir ein kleines Video erstellt